Im Oktober 2003, kurz nachdem die ersten Testberichte zu lesen waren, beschloß ich, mir die von Canon im September 2003 auf der Fotokina in Köln neu vorgestellte EOS 300D zu kaufen. Der Hauptgrund dafür waren neben dem Preis die Verfügbarkeit eines Objektivs mit dem Brennweitenbereich von 28-90mm entsprechend KB.
Die Kamera habe ich im Spätsommer 2008 verkauft, ebenso das Sigma-Objektiv. Jetzt besitze ich eine EOS 450D und ein Sigma-Objektiv mit Bildstabilisator.
Canon EOS 300D
Objektive für die 300D
Canon EF-S 18-55mm 1/3.5-5.6
SIGMA 18-125mm 1/3.5-5.6 DC Asph IF
Die EOS 300D ist eine digitale Spiegelreflexkamera, die in sehr viele Punkten zum Vorgängermodell EOS 10D baugleich ist. Canon hat die Kamera nur etwas preiswerter gehalten und einige Features weggelassen, damit sie für Profis uninteressant ist, aber etwas preiswerter produziert werden kann. Die Produktion wurde in Taiwan aufgebaut, wo die Löhne niedriger sind als in Japan, wo die EOS 10D hergestellt wird.
Grundsätzlich handelt es sich bei der Kamera um eine D-SLR mit Canons CMOS-Sensor, der mit einer Größe von 22x15mm² bei der EOS D30 seinerzeit für Furore sorgte: Bis dahin (2000) konnte man CMOS-Bildsensoren nur in einer Qualität herstellen, die für Videoanwendungen tauglich war. Hauptvorteil von CMOS gegenüber CCD liegen für den Hersteller in den Produktionskosten: CCD-Chips erfordern eine etwas andere Herstellung, was die Produktion von CCD-Elementen auf einem CMOS-Grundsubstrat kompliziert macht. Ganz ohne CMOS kommt man aber nicht aus, da man sonst in der Fototechnik zuviele Anschlüsse bekommt (mindestens einen pro Zeile und pro Spalte, macht bei 1,5 Megapixeln z.B. schon 2.500 Anschlüsse...).
Die EOS 300D hat aber auch den Nachteil, daß sie eine Kamera für den einfachen Amateur sein soll: Es fehlen ihr das Daumenrad, um komfortabel Blende und Belichtungskorrektur einstellen zu können, es gibt keine Taste, um die Blitz-Belichtungskorrektur zu setzen, die ganzen Custom Functions, die es ermöglichen, die Kameraeinstellungen relativ komplex abzuändern hat Canon weggelassen.
Dafür steckt im Inneren wirklich brauchbare und zum jetzigen Zeitpunkt noch immer die preiswerteste D-SLR-Technik: Der Sensor hat 6,3 Megapixel Auflösung, was auch für Ausbelichtungen bis 30x45cm reicht (sic!), die Kamera kann 2,5 Bilder/s im Reihenbildmodus aufnehmen (aber nur 4 Bilder weit) und sie kann sogar das FAT32-Dateisystem für Speicherkarten >2 GByte handhaben. Alle Canon EF-Objektive passen an die Kamera. Wie eine "richtige" Digitalkamera kann die EOS 300D ihre Bilder im RAW-Format ablegen, so daß man nachher noch die Möglichkeit hat, den Weißabgleich anzupassen oder die Belichtung zu korrigieren, ohne daß man Bildinformation verliert.
Die EOS 300D ist eine von Canons Consumer-D-SLRs mit einem Sensor im APS-C-Format. Diese Sensoren sind nur ca. 0,65x so groß wie "echtes" KB, die Größe orientiert sich am C-Format von APS (sie sind etwas kleiner, das wird damit begründet, daß man ja beim Erstellen von Abzügen von einem APS-Negativ auch immer ca. 1 bis 1,5mm am Rand verliert).
Damit ergibt sich aber ein Verlängerungsfaktor, der etwa 1,6 ist (man kann ihn, je nach Bezugswert für "KB" auch als 1,4 oder 1,5 auffassen). Im Resultat bedeutet das, daß sich die Objektive in ihrer Kategorie um eins Richtung Tele verschieben.
"Richtiges Weitwinkel" fehlt plötzlich: Hier braucht man 16 bis 20mm, um etwa in die Region von 24-30mm an KB zu kommen.
24mm (Weitwinkel an KB) wird plötzlich zum "gemäßigten Weitwinkel" von etwa 35mm an KB.
35mm (schwaches WW an KB) wird plötzlich zur Normalbrennweite
50mm (Normalbrennweite an KB) wird zum leichten Tele
100mm (leichtes Tele an KB) wird zum mittleren Tele
180mm (mittleres Tele an KB) wird zum starken Tele
alles über 200mm taugt plötzlich zum Vögel jagen!
Das Set-Objektiv zur EOS 300D zeichnet sich durch zweierlei Besonderheiten aus: Es ist das erste Canon-Objektiv, das mit dem EF-S-Bajonett kommt, und es ist das einzige Objektiv, das es nur zusammen mit dem Set der EOS 300D gibt (es ist einzeln nicht erhältlich!). Der Grund: Es ist als erstes preiswertes Objektiv in der Lage, einen Bereich von 28-90mm entsprechend KB an einer D-SLR mit Brennweitenfaktor 1,6 abzudecken. Und von denen gibt es viele mit gewöhnlichem EF Bajonett, die sich D30, D60 und 10D nennen. Denen bleibt nur der Kauf eines relativ teuren Superweitwinkel-Zooms übrig, wenn sie denn Weitwinkel an ihrer Kamera nutzen wollen.
Da das aber für den angestrebten Kundenkreis keine Alternativ darstellt, zu einer 1000 Euro teuren Kamera ein 1000 oder 2000 Euro teures Objektiv zu kaufen, entschloß sich Canon, Nägel mit Köpfen zu machen und das Objektiv für einen geringen Aufpreis mit ins Set zu nehmen. Dafür ist es ebenso einfach gestrickt wie die Set-Objektive von der Art des EF 28-90mm 1/4-5.6 (USM), die es mit der EOS 300 oder der EOS 30/33 zu kaufen gibt. Die Abbildungsleistung ist auch ähnlich, zwar kann man es nicht als wirkliche Gurke bezeichnen (dafür ist der Preis zu niedrig), aber schon alleine die Bauqualität spricht Bände: Einen Fokusring gibt es nicht, zum manuellen Fokussieren wird der Tubus mit der fest eingebauten Frontlinse gedreht, dieser wackelt noch beachtlich, so daß man nach dem Loslassen des "manuellen Fokus" erstmal feststellt, daß sich der Fokus wieder verstellt hat.
Man bekommt mit den Ding zwar brauchbare Bilder hin, aber wenn man einmal ein Objektiv für ~300 Euro von Canon mit ringförmigem USM in den Händen hatte, dann wünscht man sich so etwas im Brennweitenbereich von 18-70mm.
Sigma ist ein Fremdhersteller für SLR-Objektive und hat als führender Hersteller von Weitwinkelzooms bis jetzt am stärksten von den steigenden Verkaufszahlen der D-SLRs mit Sensor im Format APS-C profitiert. Aber Sigma hat auch festgestellt, daß es zunehmend Fotografen gibt, die NUR eine D-SLR haben, aber kein analoges Kameragehäuse des gleichen Herstellers. Für diese Anwender (oder solche wie mich, die ihr analoges Gehäuse nicht mehr angefaßt haben, seit sie die ersten Abzüge von ihrer D-SLR ins Album klebten) ist es uninteressant, ein Objektiv mit riesigem Bildwinkel, großen Linsen und kleinem Zoombereich für ihre D-SLR zu kaufen, wo sie doch eigentlich nur ein einziges Objektiv für die Kamera mit einem Bereich von 18-65mm (oder vielleicht etwas länger) brauchen.
Also hat man bei Sigma Nägel mit Köpfen gemacht und bietet mittlerweile das 18-125mm als "immer drauf"-Objektiv an. Das Objektiv hat bezogen auf KB einen Brennweitenbereich von 28 bis 200mm und deckt damit für einen Fotoamateur gut 95% aller Anwendungsfälle ab. Der größte Abbildungsmaßstab ist zwar mit 5,3:1 nicht riesig, zusammen mit dem Verlängerungsfaktor der EOS 300D gibt das aber für KB-Verhältnisse immer noch brauchbare 3,3:1, und das ganze zum gleichen Preis, den das 28-200mm 1/3.5-5.6 Asph IF Macro für den vollen Bildkreis von KB kostet: 350€ Listenpreis, Straßenpreis etwa 300€.
Schon beim ersten Anfassen merkt man den Unterschied zum Canon 18-55mm: Das Objektiv ist mit 330g relativ schwer, aber nicht zu wuchtig, fühlt sich trotz der Verwendung von Plastik für den mechanischen Aufbau sehr solide an. Mit ca. 70mm Durchmesser und knapp 80mm Länge ist es nicht viel größer als das Canon-Objektiv. Dafür wackelt aber der Tubus auch bei 125mm Brennweite nicht ein bischen. Die Gegenlichtblende ist mit im Preis inbegriffen. Das einzig dumme ist das mit 62mm etwas unübliche Filtergewinde.
Von der optischen Qualität war ich zunächst etwas skeptisch, was die Auswirkungen des riesigen Zoomfaktors (die Endbrennweite ist 7 mal länger als die Anfangsbrennweite) betreffen, ich kannte von den KB-Superzooms Horrorgeschichten über Chromatische Aberration, Unschärfen und Verzeichnungen. Aber all das hat sich nicht bestätigt: Es ist kein Objektiv, das mit einem L-Klasse-Zoom konkurrieren kann, aber die optischen Qualitäten sind über denen des EF-S 18-55mm und nur die Verzeichnung ist deutlicher, dort ist aber auch kein Nachteil gegenüber z.B. Canons EF 28-135mm IS USM auszumachen.
Als wirkliche Qualität stellte sich dar, daß der Kontrast der Bilder sichtbar höher ist als beim Set-Objektiv und das Objektiv bei Offenblende schon so scharf ist wie jenes, beim Abblenden auf f/8 aber nochmal deutlich an Schärfe zulegt. Die Streulichtempfindlichkeit ist sichtbar geringer als bei allen Canon-Objektiven, die ich habe (hier zeichnet sich aus, daß Sigma eine deutlich bessere Linsenvergütung hat als Canon sie bei den Amateurobjektiven verwendet).