Zu jedem Bauernhof mit Vieh gehören Schwalben dazu: Diese hier habe ich im Sommer 1993 noch mit der EOS 1000FN, dem EF 75-300mm 1/4-5.6 und dem damals nagelneuen Metz-Blitz abgelichtet.

 

Da meine Eltern und mein Bruder mit seiner Familie ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft verdienen, gibt das natürlich auch ab und zu eine prima Zielscheibe zum Fotos schießen ab. Anbei ein paar kleine Beispiele...

Unser Mähdrescher bei der Arbeit: Weizenernte 2000 in Rinderbügen.

Die arbeitsintensivsten Zeiten verteilen sich auf einige Wochen in Frühjahr, Sommer und Frühherbst, wenn die Ernte von Gras, Getreide und Mais ansteht. Das Gras wird Ende April/Anfang Mai das 1. Mal gemäht. Dann sind es etwa vier bis fünf Tage Arbeit vom Mähen der ersten Wiese bis zum Abdecken des Silos. Anfang Juni kommt dann der 2. Schnitt, der aber meist einen Tag weniger braucht als der 1. - das Futter wächst dann schon nicht mehr ganz so viel, und beim 3. oder 4. Schnitt ist es dann entsprechend weniger Arbeit.

Als letztes ist der Mais dran: Hächseln im Herbst 2000 in Rinderbügen.

Die Getreideernte ist stärker witterungsabhängig und kann sich von Anfang Juli bis etwa Ende August hinziehen, meist ist es eine Periode von 5 bis 6 Wochen, wovon die erste Woche mit der Wintergerste und etwa eine bis zwei Wochen mit dem Winterweizen die meiste Arbeit machen. Sommergerste bauen wir eigentlich nur an, wenn es im Jahr vorher für die Herbstbestellung zu naß war oder zuviel Getreide im Winter ausgefroren ist.

Bild vom Stall in Rinderbügen 1995 (frisch nach dem Aufstellen)

Im Frühherbst gibt es drei Arbeitsspitzen: Das Säen von Gerste im September, des Winterweizens im Oktober/November und das Maishächseln Ende September/Anfang Oktober. 

So sauber kann ein Kuhstall aussehen, BEVOR Kühe drin waren! (Der Neubau des Kuhstalls in Rinderbügen etwa im Juni 1995)

Aber da wir Milchvieh haben, ist es nicht so, daß zwischen den Arbeitsspitzen auf dem Feld die Beine hochgelegt werden können. Milchkühe wollen jeden Tag ihr Futter, und das in ausreichender Menge (sonst gibt's Geplärr). Wenn eine Hochleistungskuh nur wenige Stunden hungern muß, kann das schon wieder 10% weniger Milch für diesen Tag bedeuten. Auch die Liegeflächen müssen sauber gehalten werden, damit sich Infektionskrankheiten nicht ausbreiten können. Das Melken dauern bei etwa 180 melkenden Kühen so 2 bis 2,5 Stunden, je nachdem, ob es gut klappt, Problemkühe dabei sind (z.B. solche, die sich DREIMAL soviel Zeit mit dem Milchgeben lassen wie andere...) oder Krankheiten zu behandeln sind.

Der Stall von Leisenwald aus gesehen (300 mm Tele!). Dahinter der Büdinger Wald mit dem Rinderbügener Steinbruch.

Einen großen Vorteil habe ich als Kind in der Landwirtschaft schätzen gelernt: Die ganze Familie ist fast den ganzen Tag zusammen. Man kann auch mittags mal den Papa etwas fragen, oder man wird vom Opa mitgenommen, weil die Rinder auf der Weide frisches Wasser gebracht bekommen. Man bekommt richtig etwas mit von dem, womit die Eltern das Geld verdienen. Aber im Lauf der Jahre ist eines immer weniger geworden für die landwirtschaftlichen Betriebe: Freizeit!

Grasbusch am Zaun in Rinderbügen, '95 (die Silos für Gras- und Maissilage standen noch nicht).

Das hat damit zu tun, daß seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts ein immenser Strukturwandel die gesamte Arbeitswelt der Landwirte umgekrempelt hat. Vor 15 Jahren wurden bei uns noch Futterrüben mit der Hand gehackt - über 1 ha (100mx100m)! Damals lebten auf dem Betrieb meiner Familie wir und die Großeltern, also 4 Erwachsene und 2 Kinder von etwa 50 ha Nutzfläche, heute sind es ein Arbeiter und drei Familien mit einem Kind (meiner Nichte) von 250 ha. Früher wurde jede noch so geringfügige Kleinigkeit selbst gemacht, weil alles andere Geld gekostet hätte - heute wird auch mal eine Inspektion beim Landmaschinenhändler gemacht, weil keine Zeit für einen Ölwechsel da ist. Vor gut 20 Jahren lieferten wir jeden Tag etwa 250 kg Milch an die Genossenschaftsmolkerei im Nachbarort (die mein Urgroßvater Heinrich Theilmann in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts mit ins Leben gerufen hatte)  - heute sind es jeden zweiten Tag über 8000 kg Milch an die Molkereigenossenschaft Fulda-Lauterbach.

Ein Weizenfeld in Leisenwald im Sommer 2000. Dahinter noch eine Kuppe des Büdinger Walds (oder das, was Wiebke 1990 davon übriggelassen hat...).

In Sommer 2000 hatten viele Landwirte in der Wetterau Probleme mit der Qualität ihres Weizens - die Ernte hatte sich dort durch Regenfälle zu lange verzögert, darunter leidet die Backfähigkeit des Weizens, und entsprechend kann man den Weizen dann nur noch als Futtergetreide vermarkten.

Wir im Vogelsberg hatten aber mehr Glück: Eine gute Woche schönes Wetter kam gerade noch rechtzeitig, um den Weizen in die Scheune zu bekommen. Und das mit passabler Qualität. Nur hat mein Bruder eigentlich vorgehabt, die Spätdüngung beim Weizen auf zwei Gaben aufzuteilen - dummerweise blieb es wegen der Frühjahrstrockenheit bei dem Vorhaben. Dementsprechend lagen nach der Ernte Stickstoff und Weizen getrennt in der Halle, besser hätte es ausgesehen, wenn der Weizen den Stickstoffdünger früher gesehen hätte - dann hätte er noch etwas Eiweiß draus basteln können.

Pferde auf einer Koppel in Leisenwald. Eine dunkle Wolke hängt über unserem Maisacker im Hintergrund.

Früher (als mein Vater noch mehr Zeit hatte) haben wir auch mal Pferde gehabt. Aber leider klappte das mit der letzten Stute meines Grußvaters nicht mit dem trächtig werden, damit war der wirtschaftliche Zweck der Pferde bei uns auf dem Hof nicht mehr da, zusätzlich hatte mein Vater zu dieser Zeit diverse Nebenjobs (vom Verwalter des Raiffeisen-Lagers im Ort bis hin zum Milchtankwagenfahrer), was dann mit gesundheitlichen Problemen der Stute den Ausschlag dafür gab, das Pferd zu verkaufen. Seitdem haben wir keine Pferde mehr gehalten, heute würde ich vielleicht ab und zu mal gerne wieder reiten - aber da müßte ich bei anderen Hobbys auch etwas zurückstecken, ich komme ja auch kaum mit meiner Zeit rund.